Bitte leben lassen

Engerlinge im Garten

"Nützling" oder "Schädling"? Alle erfüllen wichtige Funktionen im Ökosystem. Durch den

Fortbewegungstest

können Sie die Engerlinge (Larven) von Rosenkäfer, Maikäfer und Junikäfer leicht unterscheiden. Die jeweilige Fortbewegungsart ist sehr markant: Rosenkäferlarven bewegen sich auf dem Rücken liegend robbend, Maikäferlarven gekrümmt und seitlich liegend, nur Junikäferlarven krabbeln. Auch sind die Beinchen des Rosenkäfers unauffällig und die des Maikäfers recht groß. Eselsbrücke: Der Maikäfer krümmt sich immer, als hätte er Bauchweh...

Die einzelnen Käfer im Porträt

Alle erwähnten Arten gehören zur Familie der Blatthornkäfer. Ihren Namen haben sie von den Fühlern der Männchen, die breit aufgefächert sind, um die Lockstoffe der Weibchen über Kilometer erschnuppern zu können.

Rosenkäfer - "fliegender Edelstein" 

Insekt des Jahres 2000. Der erwachsene Rosenkäfer ernährt sich vorwiegend von Nektar und Pollen. Er ist ein wichtiger Bestäuber von z.B. Rosen! Deren Blüten sowie die von Doldenblütlern, Spierstrauch, Pfingstrose, Wiesenraute, Brombeere, Apfel, Holunder, Rhabarber,... üben große Anziehung auf ihn aus.

Die Larven/Engerlinge leben im Boden und ernähren sich fast ausschließlich von abgestorbenem Pflanzenmaterial. Oft sind sie schon in Erdsäcken enthalten. Große Engerlinge im Kompost und im Gemüsebeet sind daher fast immer Rosenkäferlarven!

Der Gemeine Rosenkäfer steht unter Naturschutz. Es kommt vor, dass der Rosenkäfer an den Staubgefäßen der Blüten frisst - teilweise können dadurch einzelne Blüten völlig ausgefressen werden, doch ist der Schaden vernachlässigbar und überdies trägt er eben durch sein lustvolles Umherwandern zur Bestäubung bei!

Maikäfer

Maikäfer mit ihren markanten Fühlern, den braunen Flügeldecken und den dreieckigen weißen Seiten galten früher durch ihre Massenflüge zur Abenddämmerung als Schrecken der Landwirtschaft, besonders an Laubbäumen. Deshalb wurden diese Käfer nahezu ausgerottet. In Deutschland sind sie schon wieder mehr verbreitet als in Österreich, doch auch bei uns kommen sie langsam zurück.

Adulte Tiere fressen Blätter von Laubbäumen, Sträuchern und Stauden. Die Engerlinge knabbern ihre ganze Entwicklungszeit, etwa 4 Jahre lang, an Wurzeln, weshalb mitunter 3 Larven pro m² Boden ein Problem darstellen können. Gleichzeitig sind sie auch eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel, Maulwurf, Spitzmaus, Fledermaus, Eidechse, Schlange,… und durchlüften den Boden.

„Junikäfer“

Junikäfer schwärmen erst ab Ende Mai und werden in Anlehnung an den gut doppelt so großen Maikäfer landläufig als „Junikäfer“ bezeichnet. Hinter dieser Bezeichnung verbergen sich allerdings eine ganze Reihe von Arten wie Getreide- und Gartenlaubkäfer, Brachkäfer, u.a. Ihnen gemein sind Aussehen, den Erwachsenen eine Vorliebe für frische Blätter und ihren Larven für ebenso frische Wurzeln.

Trotzdem „eindeutig keine Problemtiere", betont der Naturschutzbund.

 Zuviele Engerlinge?

Wer anderer Meinung ist und befürchtet zu viele wurzelfressende Engerlinge im Garten zu haben, kann

  • Natürliche Feinde fördern: Vögel wie Drosseln oder Spechte fressen Maikäfer und Engerlinge. Z.B. durch Nistkästen, alte Bäume, Totholz.
  • Bodenpflege betreiben: Ein gesunder Boden fördert natürliche Fressfeinde und minimiert die Gefahr einer massenhaften Vermehrung. Harte Böden lockern, trockene gießen - Bodenbearbeitung mögen sie gar nicht!
  • Mechanische Maßnahmen setzen: Engerlinge aufsammeln und an anderer Stelle wieder aussetzen, hält die delikateren Gartenteile frei (, das Karma rein ;-) und belässt die Tiere im ökologischen System (um z.B. Nahrung zu sein).

Kurioses

Für die menschliche Ernährung wurden Maikäfer ebenfalls genutzt – nicht nur in Notzeiten. „Unsere Studenten essen die Maikäfer ganz roh, ganz wie sie sind und nicht wenige ohne den geringsten Nachteil“, wusste zum Beispiel die Fuldaer Zeitung 1925. „In vielen Konditoreien sind sie verzuckert zu haben, und man isst sie kandiert in Tafeln zum Nachtisch.“ Auch ein Rezept für Maikäfer-Bouillon ist überliefert: „Man nehme die Maikäfer, reiße ihnen Flügeldecken und Beine ab, röste ihren Körper in heißer Butter knusprig, koche sie dann mit Hühnerbrühe ab, tue etwas geschnittene Kalbsleber hinein und serviere das Ganze mit Schnittlauch und gerösteten Semmelschnitten.“


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